Nach der alliierten Rhein-Überquerung, am 23. und 24. März 1945, stießen britische und kanadische Truppen nördlich des Ruhrgebiets weiter in das deutsche Hinterland vor. Am 1. April trafen sie bei Lippstadt mit den südlich vom Brückenkopf von Remagen operierenden US-Truppen zusammen. Damit waren über 300.000 deutsche Soldaten der Heeresgruppe B, Reste von etwa 21 Divisionen und Millionen von Zivilisten in einem durch vorausgegangene Bombenangriffe völlig zerstörtem Gebiet eingeschlossen.
Der Weg ins Herz von Deutschland lag frei.
Nachdem Thüringen seit Kriegsbeginn in Europa relativ verschont geblieben war, forderten die letzten Kriegswochen aber auch hier zahlreiche Opfer und große Zerstörung.
Knapp zwei Wochen dauerte die Befreiung Thüringens. Es begann am frühen Morgen des 1. April 1945, amerikanische Truppen stießen von Hersfeld Richtung Werra vor. Bereits am 16. April waren sie in Altenburg. Trotz des schnellen Vorstoßens und der militärischen Überlegenheit riefen regionale NS-Funktionäre weiter zum Widerstand auf. Mit der Befreiung von Ohrdruf und Buchenwald waren die US-Soldaten auch erstmals mit dem menschlichen Leid in den Konzentrationslagern konfrontiert. Die 16 Tage im April 1945 bedeuteten das Ende des nationalsozialistischen “Mustergaus” Thüringen und besiegelten das sich abzeichnende Ende des Dritten Reiches, trotz Durchhalteparolen der Nazis.
Am 4. und 5. April bekamen die Soldaten des Counter Intelligence Corps, angehörig der 90. Infanterie Division, die Informationen, dass im Salzbergwerk Merkers das Gold der Deutsche Reichsbank liegen würde.
Die Übergabe von Eisenach an die amerikanischen Truppen erfolgte am 6. April, nach schwerem Artilleriefeuer.
Am 7., 8. und 9. April wurden bei Luftangriffen auf Kahla 7 Menschen getötet.
Die noch gehfähigen Zwangsarbeiter der „REIMAHG“ werden zu einem Marsch Richtung Bayern getrieben, bei dem noch viele sterben. Kranke und schwache Zwangsarbeiter werden im Leubengrund, im Lager 7 zurückgelassen.
Am. 11 April setzen Einheiten der 4. und 6. Panzerdivision der 3. US-Armee ihren Vormarsch aus Richtung Gotha über Erfurt nach Osten fort. Am späten Nachmittag erreicht ein Aufklärungstrupp der 6. Panzerdivision das KZ Gelände Buchenwald. Die Saalebrücke bei Jena wird durch die Wehrmacht gesprengt. Der Kahlaer Volkssturm bezieht Stellung am östlichen Saaleufer.
Die bei Riechheim, Hohenfelden, eigens gebildete Spezialkampfgruppe Crater (Taskforce), zugehörig der 89. Infanterie Division, greift am Morgen des 12. April Blankenhain an und Erfurt wird von der 3. US-Armee besetzt.
Die Saalebrücken zwischen Rothenstein und Zeutsch werden von der Wehrmacht gesprengt und verursachen dabei erhebliche Gebäudeschäden.
Am gleichen Tag, nachmittags, stirbt U.S. Präsident Roosevelt im Alter von 63 Jahren. Die U.S. Generäle Eisenhower, Bradley und Patton besuchen das befreite KZ Lager Ohrdruf.
Jena wird am nächsten Tag kampflos der 80. Infanteriedivision übergeben.
Die Kampfgruppe Crater teilt sich in drei weitere Gefechtsgruppen, zwei davon stoßen über Bad Berka Richtung Saale vor. Die dritte Gruppe bleibt als Reserve zurück. Bei Kesslar und Blankenhain wird schwer gekämpft. Ziel des Vormarsches ist es, die Brücken über die Saale bei Rothenstein, Grosspürschütz, Kahla, Freienorla und Zeutsch zu sichern.
Am 13. April, am späten Nachmittag, wird in Kahla ein deutscher Panzer der 11. Pz Division von den anrückenden US-Einheiten ausgeschaltet. Die deutsche Besatzung schafft es, zu flüchten und sich zu verstecken.
Von der Ostseite der Saale, von Hummelshain kommend, wird schweres Artilleriefeuer auf die Amerikaner abgefeuert. Vier Soldaten der US-Kampfgruppe ertrinken beim Überqueren der Saale bei Rothenstein.
Das NS Rüstungswerk „REIMAHG“, zwischen Kahla und Großeutersdorf gelegen, wird besetzt. Einige Tage zu vor wurde hier bereits „Feindalarm“ gegeben und man begann, alle Akten zur Verbrennung ins Porzellanwerk Kahla zu fahren und die noch gehfähige Zwangsarbeiter in Richtung Südosten in Marsch zu setzen.
Am 13. April wird von den US-Einheiten in breiter Front die Saale überquert, trotz gesprengter Brücken. Hierbei setzten sie Sturmboote und Fähren ein und nutzen eine reparierte Fußgängerbrücke in Rothenstein. Am Ostufer angekommen treffen sie auf ihren Vormarsch im Leubengrund auf Lager 7 der „REIMAHG“. In dem die kranken und sterbenden Zwangsarbeiter zurückgelassen wurden. Auch das Betriebskrankenhaus der „REIMAHG“ in Hummelshain, wird eingenommen und weiterhin als Krankenhaus genutzt.
An diesem 13.April war endlich auch in Kahla der 2. Weltkrieg vorbei. Der Kahlaer Bürger Carl Budina wird von den Amerikanern zum kommissarischen Bürgermeister ernannt.