Nach einem Arbeitsbesuch im Stadtarchiv Weimar hatten wir noch etwas Zeit und nutzten diese zum Besuch einer zeitgeschichtlichen Dokumentation, betreffend das ehemalige Gauforum.
In Zusammenarbeit mit Berliner Behörden, vor allem aber mit Hitler selbst, entwarf der aus Süddeutschland kommende Architekt Hermann Giesler das Weimarer Gauforum und damit den Prototyp für alle deutschen „Gauforen“.
Auch der Jenaer Architekt Schirrmeister bewarb sich für den Bau des Gauforums. Schirrmeister gehörte 1944 zum Team des bekannten Weimarer Architekten Flemming, der den Bau der „REIMAHG“ projektierte und leitete.
1936 begann der Bau des Gebäudekomplexes zwischen Altstadt und Bahnhofsviertel. Es war das einzige fast fertiggebaute „Gauforum“ in Deutschland.
Das Ensemble umfasste drei Verwaltungs- und Repräsentationsbauten, darunter für die Gauleitung Thüringen, einzelne Gliederungen der NSDAP und für die „Deutsche Arbeitsfront“ sowie einem zentralen Aufmarschplatz und der „Halle der Volksgemeinschaft“. Mit dem Bau beabsichtigte die örtliche NS-Elite, sich im „Trutzgau Thüringen“ ein neues Machtzentrum zu schaffen.
Die 1945 noch unfertigen Gebäude wurden von ihren späteren Nutzern, der Thüringer Landesverwaltung, der „Sowjetischen Militäradministration Thüringen“ sowie mehreren Bildungseinrichtungen, fertiggestellt oder umgebaut.
Im Rahmen von städtebauliche Planungen versuchte man mehrmals, jedoch erfolglos, das seit 1945 genutzte Gebäudeensemble konzeptionell in die Umgestaltung der Stadt Weimar einzubeziehen.
Im Rahmen der Wiedervereinigung kam das Gebäudeensemble in Eigentum des Freistaates Thüringen und das Thüringer Landesverwaltungsamt richtete hier seinen Sitz ein. Die an der Stirnseite des zentralen Platzes gelegene „Mehrzweckhalle“ nutzte man anfangs als Veranstaltungsort und nach einer grundlegenden Umgestaltung beherbergt es seit 2005 das größte Einkaufscenter der Klassikerstadt, das Weimarer „Atrium“.