Anlässlich der diesjährigen Gedenkfeierlichkeiten kamen bereits am Donnerstag, den 3. Mai, die ersten Gäste aus Belgien, Frankreich und Canada nach Kahla, die wir bei einem gemeinsamen Essen offiziell begrüßten.
Dieses Jahr stand eine besondere Lebensgeschichte im Mittelpunkt, die von Emilia Orzechowska. Sie ist die Tochter der holländischen Ärztin Christine Wiselius, die im Herbst 1944 mit ihren zwei Kindern von Warschau über Erfurt nach Kahla deportiert und im Betriebskrankenhaus der „REIMAHG“ eingesetzt wurde. Der Enkel von Emilia reiste extra aus Kanada an, um gemeinsam mit ihr von Holland nach Kahla zu fahren. Leider haben ihr kurzfristig gesundheitliche Probleme die Reise nicht ermöglicht. Sie gab jedoch ihrem Enkel Stephan und seinen 2 Kindern eine persönliche Videobotschaft mit.
Das Gedenkwochenende begann am Freitagmorgen, als wir uns mit allen Gästen zu einer fachkundigen Führung am Schloss Hummelshain einfanden, wo Rainer Hohberg mit seiner einfühlsamen Art und Fachkenntnis alle begeisterte. Vielen Dank Rainer!
Die erste Gedenkfeier fand am Abend auf dem Walpersberg statt. Für einige der Gäste war es der erste Besuch am Walpersberg. Anschließend, bei einem gemütlichen Beisammensein im Rosengarten, endete dieser Tag bei leckerem Essen, viel Gesprächen und guter Laune.
Samstagmorgen, dem offiziellen Tag des Gedenkens, traf man sich am Mahnmal im Leubengrund. Während der Gedenkfeier, in Verantwortung vom Saale-Holzland-Kreis, wurden Ansprachen und Kranzniederlegungen von verschiedenen Musikbeiträgen begleitet. Wie die Jahre zuvor, hatten wir alle Botschaften kontaktiert, die uns wieder beauftragten in ihren Namen einen Kranz am Mahnmal niederzulegen.
Für unsere Freunde aus Kanada und Frankreich war der Tag des Gedenkens und die Feierlichkeiten drum herum sehr emotional. Frau Nicole Godard, Präsidentin der Nationalen Föderation der französischen Zwangsarbeiter, wie auch Henri und Hubert, deren Vater als Zwangsarbeiter in der „REIMAHG“ war, kamen das erste Mal nach Kahla. Ein besonderes Highlight des Tages war die musikalische Präsenz von Karl Simoens, der mit seinem Dudelsack den bewegenden Abschluss der Gedenkfeiern gestaltete.
Vom Leubengrund fuhren alle zum Friedhof nach Kahla, wo man am REIMAHG-Begräbnissplatz zusammenkam. Eine Gruppe italienischer Jugendlicher aus Castelnovo, die im Rahmen der Städtepartnerschaft hier weilten, nahmen ebenfalls an der Gedenkfeierlichkeit teil. Nach Ansprachen von Bürgermeister Bini, Italien und Herrn Schönfeld, Kahla sowie der Segnung durch die evangelische Pfarrerin und den katholischen Pfarrer wurden Blumen und Kränze am Mahnmal niedergelegt.
Wie letztes, so gab es auch dieses Jahr wieder für alle ein gemeinsames leckeres Mittagessen in Kleineutersdorf , das uns Jens Fröhlich mit seinem freundlichen Team servierte. Vielen Dank euch allen!
Von Kleineutersdorf ging es weiter, über die Saale nach Eichenberg. Dort erwartete uns Bürgermeister Schneider. Nach den Ansprachen und der Segnung durch den musikalischen Pfarrer Heckert wurde zusammen mit dem Bürgermeister die von unserem Verein neu gestaltete Informationstafel zur Geschichte des ehemaligen Lagers E enthüllt, die von allen Anwesenden mit sehr großem Interesse aufgenommen wurde.
Die letzte Gedenkfeier des Tages war für unseren Verein etwas ganz Besonderes. Auf dem Ehrenhain, am Gemeindefriedhof von Hummelshain, wurde das restaurierte, hölzerne Eingangsportal einer ehemaligen Krankenbaracke feierlich als Informationsort eingeweiht. Im Portal dokumentieren 2 Tafeln die Geschichte des ehemaligen Betriebskrankenhauses der REIMAHG. Es ist das repräsentative Ergebnis eines langjährigen Arbeitseinsatzes, dass Dank der fachmännischen Arbeit der Schreinerei Adolf und Heilmann, termingerecht abgeschlossen werden konnte. Erstmals gibt es nun eine repräsentative Dokumentation zu dieser Zeitgeschichte.
Dieser ereignisreiche Tag endete im Kahlaer Schützenhaus, wo vom Internationalen Verein ein französischen Themenabend organisiert wurde, zu dem ein auswahlreiches Buffet, Musik, Ansprache und die Videobotschaft von Emilia gehörten. Ein besonderer Moment war für die Kahlaer die Gymnasiasten, als sie ihr französisches Projekt zur Zwangsarbeit präsentierten, dass in enger Zusammenarbeit mit unserem Verein entstand und die anschließende Auszeichnung des Projektes durch Frau Günther, offizielle Vertreterin der französischen Botschaft in Berlin und des Institut français Deutschland.
Wir danken allen recht herzlich die uns behilflich waren sowie unseren Vereinsmitgliedern und den angereisten Gästen! Wir freuen uns, euch alle 2025, anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung, wieder zu sehen, um gemeinsam ein einmaliges Wochenende zu verbringen!