Am 25. Juli 1944 wurde Emile Leroy im belgischen Binche festgenommen und nach Kahla deportiert. Er war damals 49 Jahre alt. Wie viele andere Belgier wurde er als Zwangsarbeiter in der „REIMAHG“ eingesetzt. Am 29. März 1945, entkräftet und krank stirbt Emile im Lager E, Eichenberg.
Er wird oberhalb des Lagers, am Waldrand beerdigt. Erst 1948 hat ihn eine belgische Militärmission exhumieren lassen und nach Belgien überführt.
Emile hat während seiner Zeit in Lager E viel an seine Familie geschrieben und Tagebuch geführt. Dieses Buch wie auch seine Briefe und Unterlagen wurden von seiner Familie bis heute aufbewahrt.
27. Juni 2020. Am Bahnhof in Kahla steigt Thierry Leroy aus dem Zug. Er ist Pilot bei DHL und hat bereits seit vielen Jahren Kontakt mit unserem Verein. Dieses Jahr wollte eigentlich die Familie Leroy zum ersten Mal nach Kahla kommen. Leider war dies auf Grund der COVID-19 Situation nicht möglich. Jedoch ist Thierry jetzt dienstlich in Leipzig und der Termin zu einem Besuch steht!
Auch er ist das erst Mal in Kahla und will die Geschichte von Emile, seinem Großvater endlich selbst vor Ort entdecken. Nach einer herzlichen Begrüßung geht es nach Eichenberg, zum ehemaligen Lager E. Tiefbewegt legt Thierry ein Blumengebinde nieder. Wir erklären ihm die Geschichte und die Lage von Lager E. Anschließend zeigen wir ihm wo sein Großvater beerdigt wurde. Trotz des schönen Wetters gehen die Gedanken in der Zeit zurück…
In einer Führung um den Walpersberg lernt er die Geschichte des Berges, den Einsatzort der Zwangsarbeiter kennen und verstehen.
Gestärkt mit einem leckeren Mittagessen und intensiven Gesprächen besucht Thierry die Ausstellung zur „REIMAHG“ im Kahlaer Stadtmuseum. Von hier geht es nach Hummelshain, besuchen Schloss und Friedhof und beenden den Tag am Mahnmal im Leubengrund. Bevor wir Thierry zum Bahnhof zurückbringen, machen wir noch einen Abstecher auf den Kahlaer Friedhof, um dort am Mahnmal der vielen Toten zu gedenken.
Ein sehr emotionaler Tag, wir haben uns gefreut, Thierry zu empfangen und durch die Geschichte seines Großvaters zu führen.
Die vielen aufbewahrten Unterlagen, Briefe und Bilder wurden unserem Verein bereits Anfang des Jahres von seiner Familie übergeben. Sie werden das Thema zur Zwangsarbeit in der neuen Ausstellung im Kahlaer Stadtmuseum würdevoll ergänzen.